Sebastian Ströbel über möglichen Karrierewechsel: “Würde sofort bei den Bergrettern eintreten”
“Man muss ein dickes Fell haben”: “Die Bergretter”-Star wurde durch Dreh mutiger
Sie seien durch Ihre TV-Rolle im Leben mutiger geworden, schreiben Sie im Buch. Wie äußert sich das?
Im Selbstbewusstsein und im Auftreten. Man hat seinen Platz gefunden durch die Natur und den Mut, den man dort entwickelt. Und durch den Umgang mit Menschen, die wirklich im freiwilligen Dienst arbeiten. Ich vergleiche das gerne mit Soldaten und Feuerwehrleuten:
Sie trainieren Abläufe, damit sie diese im Ernstfall abrufen können. Was wir bei “Die Bergretter” machen, ist wie eine Trockenübung. Wir stellen etwas dar mit Verwundeten oder bestimmte Rettungsaktionen, um uns vorzubereiten für den Ernstfall. Wir machen es emotional, weil wir unsere Rettungen natürlich filmisch darstellen, wodurch sie von der Realität abweichen. Aber ich glaube, dass diese Arbeit den Charakter stärkt und sich das in meinem Auftreten und in meiner Aussprache zeigt.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Ich bin jemand, der sich gerne politisch äußert und Stellung bezieht. Da gehört Mut dazu, gerade in der heutigen Zeit, wo man von allen Seiten Gegenwind erfährt. Man muss schon ein dickes Fell haben. Deswegen finde ich es wichtig, dass man sich behauptet und weiterhin im Dialog bleibt und die Leute anspricht. Oder auch versucht, Werte zu vermitteln, sich für Demokratie einzusetzen und für Politik.
Sebastian Ströbel über möglichen Karrierewechsel: “Würde sofort bei den Bergrettern eintreten”
Ihr Mentor Heri würde Sie sofort in sein Bergretter-Team aufnehmen. Hätten Sie Interesse an einem solchen Karrierewechsel?
Heri will wohl, dass ich ihm den ganzen Kram auf den Berg hochtrage (lacht). Er weiß, dass ich wie eine Kuh schleppen kann! Spaß beiseite: Ja, auf jeden Fall. Wenn ich die Zeit und die Kapazitäten hätte, würde ich sofort bei den echten Bergrettern eintreten. Jede Form des Freiwilligendienstes ist einfach Wahnsinn. Ob das die freiwillige Feuerwehr oder irgendwelche Hilfswerke oder Sozialen Dienste sind, ich finde das unglaublich. Das sind echte Stützen unserer Gesellschaft und sie kommen einfach überall viel zu kurz.
Wie meinen Sie das genau?
Freiwilligendienst wird immer ein bisschen unter den Teppich gekehrt. Aber dass unsere Gesellschaft darauf aufgebaut ist, auf all den Stunden freiwilliger Arbeit und des freiwilligen Einsatzes, das vergessen die Leute schnell. Unser Stuntkoordinator macht im Freiwilligendienst zum Beispiel Trailhunting: Er bildet Hunde zu Spürhunden aus, alles in Freiwilligenarbeit. Vereine, die oft rangeholt werden, leben nur von Spenden. Die opfern Stunden um Stunden für diese Arbeit und das nur aus Altruismus – das ist schon echt toll.
Sie erzählen in Ihrem Buch, dass Sie bei einem realen Notfall assistieren könnten. Würden Sie sich das wirklich zutrauen?
Ich würde mir sofort zutrauen zu wissen, wo meine Grenzen sind. Ich würde mir zutrauen, dass ich die Erstversorgung machen könnte und wüsste, worauf es ankommt. Ich würde auch die Ruhe bewahren. Aber ich würde niemandem sagen: “Ich bin dein professioneller Helfer für diesen Tag!”
Natürlich habe ich einige Abläufe verinnerlicht, bei denen ich weiß, worauf es ankommt. Das würde ich auf jeden Fall hinbekommen. Ich wäre wohl ein guter Assistent. Wenn Heri oder ein anderer Profi mich unter Anleitung mitnehmen würde, wäre ich ein guter Azubi. Es ist sowieso eine Art Ausbildung, die man bei “Die Bergretter” absolviert, weil man immer viele Dinge mitbekommt und miterlebt und daher weiß, worauf es ankommt. Das ist schon toll. Aber Butter bei die Fische: Wenn jemand die Wahl hat und gerettet werden muss, würde ich ihm empfehlen, lieber Heri zu rufen (lacht).
“Die Bergretter”-Star spricht über Serienende: “Würde wahnsinnig wehtun”
Wenn die Serie morgen enden würde, wie verwurzelt wären Sie dann noch in den Bergen?
Sehr. Wenn die Serie morgen enden würde, wäre das für mich sehr schwierig. Ich habe da auch wirklich Angst vor, denn ich weiß ja, dass es irgendwann enden wird. Weil da mittlerweile für mich so viel dranhängt und ich dort so verwurzelt bin, würde es wahnsinnig wehtun. Ich wüsste gerade im Moment auch nicht, wie ich diesen Verlust kompensieren würde.
Ich freue mich aber natürlich darüber, in den Bergen so verortet zu sein. Diese Beziehung wird immer da sein. Aber das Permanent-Dort-Wohnen und das Privileg zu genießen, dort zu arbeiten UND zu leben, das ist wirklich ein ganz großes Pfund. Deshalb mag ich mir das Ende gerade gar nicht ausmalen.