Sebastian Ströbel über unrealistische Drehbücher: “Gibt keine Geschichte, die es nicht gibt”
Sebastian Ströbel über unrealistische Drehbücher: “Gibt keine Geschichte, die es nicht gibt”
Haben Sie schon mal die Augen verdreht wegen eines unrealistischen Drehbuchs?
Als Schauspieler denkt man immer, man hätte die besten Ideen und ist immer mal wieder unzufrieden mit vielen Sachen. Aber was unser Produktionsteam leistet, das Team hinter der Kamera, die Drehbuchautoren und die Produzenten: Die stellen jedes Jahr Unglaubliches auf die Beine.
Wir müssen jährlich sieben 90-Minüter entwickeln, wofür andere jahrelang Zeit haben. Das ist natürlich ein unglaublicher Aufwand. Alles muss umsetzbar sein und logistisch funktionieren. Natürlich gibt es auch Bücher, bei denen man mal kurz die Augen verdreht. Aber was das Schöne ist: Wir versuchen immer, alles so anzupassen, dass es irgendwie gut wird.
Wie kann man sich das vorstellen?
Manchmal ist es schwierig, die Action so umzusetzen, dass sie nicht lächerlich wirkt. Man muss es halt wirklich immer versuchen zu entwickeln. Das ist eine der Schwächen und der Stärken an unserem Format: Wir müssen sehr viel reagieren. Wenn der Drehbuchautor viel Action ins Buch schreibt, müssen wir das bei der Umsetzung oft anpassen. Manchmal sind unsere Locations gar nicht in der Lage, das dort genau so zu machen, wie es im Buch steht. Manchmal denke ich auch: Okay, so eine Geschichte hatten wir schonmal. Aber auch beim Tatort gab es ja schon jede Form der Ermordung und jede Form des Motivs. Wenn mich das Leben eins gelehrt hat, dann: Es gibt keine Geschichte, die es nicht gibt.
Inwiefern?
Alles wiederholt sich und die abstrusesten Sachen passieren. Wenn man sich die im realen Leben erzählt und darüber ein Drehbuch schreibt, würden andere vielleicht sagen: Das glaubt dir doch keiner. Wir müssen alle ein bisschen gnädig sein, denn letztendlich geht es um die Traumfabrik, Unterhaltung und Entertainment – gepaart mit Action, Emotionen und Eskapismus. Das ist schon Aufgabe genug.
“Vertrauen muss man sich erarbeiten”: “Die Bergretter”-Star über Dreh in der Steiermark
Für den Dreh verbringen Sie viel Zeit in der Steiermark. Was schätzen Sie an dieser Region?
Es ist ein Geschenk, dass ich mit den Leuten dort, den Einheimischen, zusammen sein darf. Wenn man als Schauspieler das Glück hat, im Ausland oder irgendwo außerhalb zu drehen, kommt man den Menschen automatisch näher. Das ist etwas anderes, als dort einfach nur Urlaub zu machen. Man arbeitet dort vor Ort mit den Menschen, die von dort kommen. Und so kommt man natürlich viel schneller an die Orte und Menschen heran.
Wie äußert sich das konkret?
Weil ich eben schon so lange bei “Die Bergretter” dabei bin, werde ich von den Einheimischen akzeptiert und angenommen. Dieses Vertrauen muss man sich zwar erst mal erarbeiten, aber es ist einfach toll, dass sie sich jetzt so freuen, das so annehmen und da auch wirklich stolz darauf sind. Das schätze ich wahnsinnig! Dann kommt natürlich noch die tolle Küche hinzu. Ich bin zwar Vegetarier, was es für mich etwas schwieriger macht, aber es ist wirklich ein Traum.
Gab es zunächst sprachliche Hürden?
Sprachliche Herausforderungen gab es für mich keine, da ich lange in Ravensburg am Bodensee gelebt habe und viel in Österreich unterwegs war. Ich hatte auch schon immer viel Kontakt zu Schweizern, weshalb ich auch Schwyzerdütsch verstehe, von daher gab es keine sprachlichen Barrieren.
Manchmal reiße ich aber mit unserem Profi-Bergretter Heri den Witz, besonders wenn die Einheimischen herumnuscheln, dass gewisse Worte frei erfunden sein müssen. Denn es gibt dort Wörter, die jeder ein bisschen anders ausspricht, fast wie Fantasiesprache. Der eine erfindet Wendungen, der andere nimmt sie dann auf. Es ist schon lustig! Teilweise muss man sich schon konzentrieren, wenn diese Burschen so richtig Gas geben, dass man noch mitkommt (lacht).