Serie und Wirklichkeit: ORF-“Schauplatz” über echte und fiktive Bergretter
Reporterin Beate Haselmayer war beim "Die Bergretter"-Dreh dabei und spricht mit Fans über Kitsch und mit Helfern über Wanderer in Sandalen und gefährliche Einsätze
“Hallo, hört mich jemand?” Wenn in der TV-Serie Die Bergretter – seit Juni ist sie auch im ORF zu sehen – die Bergretter mit Hubschrauber und Kletterausrüstung ins Gebirge ausrücken, um Menschen retten, so geht das meist gut aus. Gedreht wird die Serie in der Ramsau in der Steiermark. Für den neuen ORF-Schauplatz – zu sehen am Donnerstag um 21.05 Uhr in ORF 2 – war Reporterin Beate Haselmayer bei den Drehs zur 16. Staffel dabei und hat mit den echten Bergrettern über ihre oft schwierigen und gefährlichen Einsätze gesprochen. Diese echten Bergretter unterstützen die Serienmacher vor Ort, beraten die Regie, Schauspielerinnen und Schauspieler und springen auch als Doubles ein.
Tausende bei Fan-Events
Tausende Serienfans pilgern jährlich in die Ramsau, um die Drehorte zu besuchen. Es reisten sogar schon Menschen aus Namibia an, um die Originalschauplätze zu sehen, erzählt Peter Resetarits. Bei speziellen Fan-Tagen gibt’s dann die Chance auf Selfies mit Schauspielern wie Sebastian Ströbel, der in der Serie den Leiter der Bergrettung spielt. “Die Berge, die Natur, die Schauspieler!”, schwärmen Bergretter-Fans bei ihrem Besuch in der Ramsau. “Wenn wir im Film eine Bergrettung sehen, dann findet sie auch dort statt. Und nicht in irgendeinem Studio”, erklärt Sepp, der die Führungen der Fans leitet, “es ist knallharte Arbeit, die da durchgeführt wird.”
“Wir drehen, Ruhe bitte”: In einer Szene wird ein Verletzter verarztet, ein Bergretter hängt im Felsen, umgeben von steilem Gelände. Für die 13.000 Freiwilligen der Bergrettung Österreich sei die Serie ein Imagegewinn, sagt Bergretter Heri Eisl, “Bergretter verrichten ihre Arbeit normalerweise im Hintergrund, hier wird sie ins Rampenlicht gestellt.” Er und seine Kollegen helfen mit, sichere Zugänge vorzubereiten und Schauspieler und Kameraleute zu sichern.
“Wir wollen Action erzielen und den Zuschauern etwa bieten”, sagt Schauspieler Sebastian Ströbel, das sei dann natürlich nicht mit einem echten Einsatz zu vergleichen. “Wenn wir so drehen würden, wie die Bergrettung es wirklich macht, würden uns die Zuschauer scharenweise einschlafen”, da geht es “ohne Hektik, ruhig und ausgeglichen zu”. Haselmayer lässt sich in der Reportage die Ausrüstung der Bergretter erklären, spricht mit ihnen über ihre Einsätze und ihre Motivation.
Fotos für Instagram
Den echten Bergrettern geht jedenfalls die Arbeit nicht aus. Viel zu oft sind Wanderer mit falscher Ausrüstung unterwegs, sie unterschätzen Wetterverhältnisse oder auch ihre eigene Kondition. 2023 sind 266 Menschen in den heimischen Bergen tödlich verunglückt, so Haselmayer. In der Sendung sieht man Menschen, die abseits von gesicherten Wegen in Gebieten mit gefährlichen Gletscherspalten unterwegs sind. Rund 4000 bis 6000 Euro würde diese ein Rettungseinsatz kosten, rechnet Bergretter Eisl vor.
Er wird für die Serien-Bergretter auch als Berater herangezogen und befragt, ob Drehbuchszenen so funktionieren, wie sich das die Autorinnen und Autoren ausdenken. Im Tiroler Zillertal trifft Reporterin Haselmayer bei der Olpererbrücke auf zahlreiche Wanderer, die vor allem hier sind, um Fotos zu machen. “Für Instagram”, erzählt eine junge Frau, die Brücke ist zu einem Hotspot für Social-Media-affine Menschen geworden.
Happy End in Serie
“Ich brauche jede Folge, es ist fast sie eine Sucht”, outet sich eine Besucherin aus Deutschland in der Küche des Hofs Emilie. Im Film leben hier die Bergretter Markus Kofler (Sebastian Ströbel) und Tobias Herbrechter (Markus Brandl) sowie dessen Frau Emelie Hofer (Stefanie von Poser). Eine Frau erzählt, warum sie die Serie so mag: “Für mich fällt das nicht unter Kitsch”, sagt sie, “es gibt so viel auf der Welt, das nicht schön ist. Mir tut die Serie gut.”
Und Sepp, der die Fangruppen führt, erzählt, dass der gelbe Hubschrauber der große Star bei den Kindern sei. In Österreich hebt im Schnitt 57-mal pro Tag ein Christophorus-Hubschrauber ab, um Verletzte zu versorgen. Allein im vergangenen Sommer hatten in Österreich mehr als 4000 Menschen einen Unfall in den Bergen. Die Arbeit wird den Bergrettern nicht ausgehen.